Sonntag, 3. Januar 2016

[Rezension] Erich Kästner - Der kleine Mann und die kleine Miss


Eigentlich müsste ich Kästners Fortsetzung meines heißgeliebten Kinderbuchs Der kleine Mann wegen irreführenden Titels einen halben Schnörkel Abzug geben. Allerdings wird die kleine Miss schon am Anfang angedeutet und spielt immerhin im letzten Viertel des Buchs eine wichtige Rolle, die sie ohne die gesamte Vorgeschichte nicht hätte spielen können - von daher bin ich gnädig und komme ohne Malus aus.

Schon Der kleine Mann hat mich begeistert und mit mancher versteckten Moral aufgewartet. In dem 205 Seiten langen Folgeband Der kleine Mann und die kleine Miss geht Kästner direkter ans Werk und erklärt den lesenden Kindern zwei oder dreimal sehr direkt die Welt, zum Beispiel, warum sie beim Rechnen in der Schule aufpassen sollten. Außerdem wird bei Verhandlungen mit meinem liebsten Nebencharakter, dem hühnenhaften Filmproduzenten John F. Drinkwater, eine sehr interessante Information über Goethe eingestreut. Ich frage mich seitdem ernsthaft, ob meine Bewunderung für den Dichterfürsten vielleicht schon mit diesem Kinderbuch vor gut zwanzig Jahren anfing.

Toll finde ich auch, dass das Kästner-Lemke-Gespann sich für die Fortsetzung erneut zusammenfand, obwohl diese 1967 veröffentlicht wurde, also knapp fünf Jahre nach dem ersten Band. So wirkt alles aus einem Guss, und der Illustrator macht auch hier einen großartigen Job! Vergleicht nur einmal die beiden Titelbilder, und ihr werdet genau wissen, was ich meine!
Außerdem bleibt Kästner seinem Erzählstil treu und gibt am Anfang jeden Kapitels eine kleine Zusammenfassung in Stichpunkten, sodass die Neugier des Lesers geweckt wird. Sollten allzu lange Pausen beim Lesen entstehen, sodass man sich nicht an den kompletten Inhalt vorher erinnert, so kann man sich schnell durch Überfliegen dieser Absätze auf den aktuellen Stand bringen. Ich denke aber nicht, dass diese Lesepausen wirklich passieren werden, da das Buch viel zu spannend ist!

Mein Fazit jedenfalls ist eine uneingeschränkte Leseempfehlung für all jene, die Der kleine Mann mochten. Kästners onkelhafter Erzählstil und seine Weisheit sind in jedem Fall ein Gewinn für jedes Kind, sodass ich Der kleine Mann und die kleine Miss mit fünf Schnörkeln bewerte.


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