Vielen Dank an den Blanvalet-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Die Fährmannstochter ist der erste Band einer neuen Reihe von Andrea Schacht. 413 Seiten lang darf der Leser sowohl die 25jährige Fährmannstochter als auch den sogenannten Rabenmeister Frederic Bowman begleiten. Myntha ist eine hübsche, junge Frau mit silberblondem Haar - anders, als das Cover es den Leser zunächst glauben macht.
Das Buch spielt im Mai 1420, und der Klappentext verrät, dass sich ein Feuer im Kloster der Machabäerinnen ereignet, welches mit sehr vielen Handlungssträngen der Geschichte verbunden ist. Ich persönlich wusste bis zu der Lektüre dieses Buchs noch nicht viel über Weihrauch oder dessen Herstellung, habe mein Wissen aber Dank der Ausführungen der Autorin ausweiten können. Auch die Stadthistorie von Mülheim und Köln waren sehr interessant mit der Geschichte der Charaktere verwoben, sodass ich nun gerne an den Rhein fahren möchte, um vielleicht einen Nachhall des historischen Lebens in der heutigen Stadt zu finden.
Vor allem Myntha ist ein hochinteressanter Charakter. Aus heutiger Sicht gesehen eine normale junge Frau mit Temperament und einem Händchen für Zahlen. Doch die Menschen um sie herum haben den ein oder anderen abergläubischen Gedanken im Hinblick auf das blonde Wesen...
Auch Frederic Bowman hat mit Vorurteilen zu kämpfen, da die Raben als Vögel des Todes galten. Sich mit ihnen abzugeben, und sie sogar noch zu verstehen - das scheint ein bisschen viel für einige der Anwohner zu sein. Er ist ein vielschichter Charakter, der sich ebenso in die Gesellschaft einfügen muss wie Myntha.
Ich freue mich schon sehr auf den zweiten Band, da ich unbedingt mehr über diese beiden Charaktere erfahren möchte!
Andrea Schacht scheint für diesen Roman sehr viel recherchiert zu haben, und sie bringt dem Leser das mittelalterliche Leben näher. Das betrifft sowohl das standesgerechte Verhalten, als auch Strafen für Verbrechen und so weiter. Ich fand es hochinteressant. Auch sprachlich bemüht sich die Autorin, den Charakteren und der Zeit gerecht zu werden. So ist von dem Haupt die Rede, statt von dem Kopf, und manche Figuren sprechen den typischen Kölner Dialekt.
Wenn ich das Buch bewerten soll, ist es schwierig, eine angemessene Wertung zu finden. Das Cover ist in meinen Augen einfach unpassend. Man erwartet eine dunkelhaarige Protagonistin, die sich auch selbst in einen Nachen setzt, statt einer silberblonden jungen Frau, deren Brüder sich um die Fähre kümmern. Auch der Klappentext klingt mehr nach Kriminalfall als nach den Geschichten zweier starker Persönlichkeiten, die zum Teil mit dem Aberglauben zu kämpfen haben.
Würde ich hier allein die Geschichte beurteilen, gäbe ich ganz klar die volle Punktzahl. Weil ich aber Cover und Text mit einbeziehen möchte, erhält Die Fährmannstochter vier von fünf Gedankenschnörkeln.
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