Eingetaucht den Federkiel
In der schwarzen Tinte Tiefe..
Schaben auf dem Pergament,
Wenn der Worte Schweife tanzen..
Danke, dass dein Blicke fiel
Aufs Zusammenspiel der ganzen!


Mittwoch, 5. März 2014

[Rezension] Sabine Neuffer - Eine Liebe zwischen den Zeiten




In dem 398 Seiten langen Roman „Eine Liebe zwischen den Zeiten“ von Sabine Neuffer geht es um Lea Salbach, die das Haus ihrer Großmutter erbt und zur Zeitreisenden wird.
Dabei reist Lea mehr aus Trotz als aus wirklichem Pflichtgefühl, geschweige denn Familienzugehörigkeitsgefühl nach Braunschweig, um das geerbte Haus in Augenschein zu nehmen. Man merkt als Leser schnell, dass die Frau Mitte 30 aus verkorksten Familienverhältnissen kommt, denn schon auf den ersten Seiten erzählt sie ihrem Freund Brian, dass sie ihre Großmutter nur einmal gesehen habe.
Auf sein Anraten hin kümmert sie sich selbst um die Wohnungsauflösung und entdeckt dabei eine Tür durch die Zeit, die sie direkt ins Braunschweig des Jahres 1938 hineinkatapultiert. Hier begegnet sie einem sehr anziehenden Mann namens Daniel…
Bevor sich Lea aber auf diese neue Zeitreisemöglichkeit einlassen kann, braucht sie moralische Unterstützung, denn sie ist sich zunächst sicher, verrückt geworden zu sein. Also holt sie sich Carl ins Boot, den besten Freund ihres verstorbenen Vaters und seines Zeichens Neurologe, der sich mit ihr in dieses Abenteuer stürzt und ihr darüber hinaus hilft, die Verwicklungen ihrer eigenen Familie in der Nazizeit aufzudecken und sich damit auseinanderzusetzen.  

Sabine Neuffer scheint sehr viel für ihren Roman recherchiert zu haben, denn sie benennt Tageszeitungen von 1938, die sich bei meiner Nachrecherche wiederfanden. Auch beschreibt sie die Zeit sehr authentisch und geht auf visuelle Dinge wie auch Gerüche ein, was mir persönlich sehr gefallen hat. Sie zeichnet die Figuren ihrer Zeit entsprechend, bedenkt Rollenbilder und Konflikte mit diesen, was ich hochinteressant fand.

Die Hauptperson Lea ist ein Mensch, dessen Gewissenskonflikte ich sehr gut nachvollziehen kann und dessen Familiengeschichte im Laufe des Romans komplett aufgearbeitet wird. Sabine Neuffer arbeitet hier eigentlich mit drei Zeitebenen: es gibt die Zeit, in der Lea lebt, dann die Zeit, in die sie reist (1938) und dann fließen immer wieder Erinnerungen aus ihrer persönlichen Vergangenheit ein.
Der Leser hat auf die Art einen guten Einblick in das Leben und die Gefühlswelt dieser interessanten Protagonistin. Und im Laufe des Romans beginnt Lea zu verstehen, woher die verkorksten Beziehungen kamen, und was dazu beitrug, dass ihr Vater nicht glücklich geworden ist.
Und wie kam es überhaupt dazu, dass das schöne Haus jetzt ihr gehört, wo es doch noch 1938 im Besitz des Juden Daniel Grünfeld war, des Mannes, zu dem sie sich schon bei ihrer ersten Zeitreise sehr hingezogen fühlt?
Am wichtigsten ist jedoch, dass sie selbst begreift, dass sie selbst glücklich werden darf – auf welche Art auch immer. Und sie muss sich letztlich entscheiden, zwischen zwei Zeiten und auch zwischen zwei Männern…

Ich habe dieses Buch mit viel Freude gelesen, denn es bot immer wieder interessante Denkanreize, auch die lebendig erzählten Nebenfiguren betreffend. Vor allem das Spiel mit der Zeit, aber auch die Auseinandersetzung mit dem Thema „Erbschuld“ machen das Buch für mich zu einem außergewöhnlichen Leseerlebnis. Der einzige Punkt, der mich so gestört hat, dass ich einen halben Punkt abziehe, ist das in meinen Augen zu abrupte, etwas lieblos wirkende Ende.
Daher vergebe ich 4,5 von 5 Schnörkeln und eine klare Leseempfehlung für jene, die nach einer Geschichte mit Substanz suchen, in der es um die Entwicklung einer starken Person geht, oder sich für historische Schauplätze und die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte interessieren!

Vielen Dank an dieser Stelle noch an Dotbooks, die mir das eBook zu Rezensionszwecken überlassen haben!

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